Domian vs. Leistungsschutzrecht ? Was das Web wirklich bewegt

In der letzten Woche gab es zwei große Themen, über die das Web diskutiert hat und viele Nachrichtenportale und Blogs geschrieben haben – die Löschung von Facebook-Beiträgen des Moderators Domian und die Zustimmung des Leistungsschutzrechts im Bundesrat.

Ich habe mir mal alle Artikel und Blogbeiträge zu beiden Themen aus der Datenbank von Virato bzw. Virato-Analytics gezogen und zu jedem einzelnen Artikel die jeweiligen zeitlichen Zwischenwerte der Facebook Likes/Shares, Tweets und Google +1s.  Mit diesen Werten war es dann möglich, aggregierte Trendgraphen für ein Thema nach Stunden und Social Media Netzwerk zu erstellen. Den Zeitraum habe ich von Montag (18.03.13) 21 Uhr  (da fing ca. der Domian-Netzhype an) bis heute (Sonntag, der 24.03.13) um 12 Uhr beschränkt.  Zusammen gab es zu beiden Themen 281 Artikel bei Virato und 7628 auswertbare Datensätze.

Über Domian gab es in dem Zeitraum insgesamt 123 Artikel. 101 in Nachrichtenportalen und 22 in Blogs. Es gab zu diesen Artikeln zusammen 10534 Facebook Likes/Shares, Tweets und Google +1s. Der Anteil von Facebook lag bei 80%, Twitter bei 14% und Google+ bei 6%. Der überwiegende „Hype“ fand somit klar bei Facebook statt.  Der SMQ (Social Media Quotient / durchschnittliche Social Media Verbreitung pro Artikel) lag bei Domain bei 85,64.

Domian

Über das Leistungsschutzrecht gab es laut der Virato-Datenbank seit Montag 160 Artikel. 104 in Nachrichtenportalen und 56 in Blogs. Social Media Interaktionen konnte ich bisher 10328 zählen, jeweils 43% bei Facebook und Twitter und 14% bei Google+. Der SMQ lag beim Leistungsschutzrecht bei 64,55.

Leistungschutzrecht

Im Vergleich kann man sehen, dass das Thema „Domian“ bisher das Web mehr interessiert hat als das Leistungsschutzrecht. Es gab insgesamt mehr Social Media Interaktionen mit Artikeln und auch durchschnittlich wurde ein Domian-Artikel ca. 20x mehr verteilt als ein Beitrag zum Leistungsschutzrecht. Gefühlt ist die Masse der Bevölkerung eher bei Facebook und die Bildungselite bei Twitter und Google+ aktiv. Es wird zum Leistungsschutzrecht auf den drei Plattformen zwar diskutiert, aber anscheinend ist das Thema nicht massentauglich genug. Man erreicht mit diesem Problem nur schlecht Mütter und Väter, wie Sascha Lobo es auch schön beschreibt. Beim Thema Netzpolitik muss man versuchen, jeden mitzunehmen und möglichst viel so massentauglich zu beschreiben, dass es auch u.a. bei Facebook eine noch höhere Reichweite und Resonanz erhält.

Die Frage von @5n1pp3r5 ist berechtigt. Wenn es um direkte, persönliche Auswirkungen geht, wie bei der „Zensur“ der Facebook-Beiträge von Domian, kann jeder betroffen sein. Das Leistungsschutzrecht wirkt aber für die meisten weit entfernt und ist somit vielen egal.

Marina Weisband fragte am Freitag, wie man Netzpolitik besser vermitteln könnte. Ich denke, das ist ein Prozess, bei dem wir alle, die sich tagtäglich damit beschäftigen, möglichst viele mit an Bord holen müssen. Und bald wird sich dies auch in der Politik auswirken, denn die Netzpolitik ist eigentlich für den Technologiestandort Deutschland besonders wichtig, da es neben den normalen Nutzern auch viele Unternehmen gibt, die von diesen politischen Entscheidungen und Vorgaben abhängig sind.

Vielleicht haben auch bald netzpolitische Themen eine so hohe Viralität wie dieser Artikel (>5200 Likes/Shares, Tweets, Google +1s innerhalb 24 Stunden nach Veröffentlichung). Es wäre zu hoffen.

Autor

Björn Schumacher

COO/Co-Founder von 247GRAD Labs, Business Development bei einem regionalen Online-Verlag und Analysen von Nachrichten und Influencern.